Food-Trends

ANNEKE WISSMANN

Wir haben uns drei aktuelle Trends genauer angeschaut

Es geht um die Wurst
Hausmannskost gilt traditionell als herzhaft, sättigend und ist oft fleischbetont – doch kann sie auch pflanzlich sein? Das Konzept von ›Plant Based Rustikal‹ kombiniert den vertrauten Geschmack der traditionellen Küche mit einem pflanzlichen Ansatz. Statt Rinderrouladen oder Schweinebraten gibt es hier beispielsweise Linsenbratlinge, die durch Röstaromen und kräftige Gewürze an klassische Geschmacksprofile erinnern. Auch Gerichte wie Kartoffelgratin oder Rahmwirsing lassen sich in einer veganen Variante zubereiten, ohne dass der Geschmack darunter leidet.
Gewürze wie geräucherte Paprika oder Flüssigrauch verleihen den Gerichten eine ›fleischige‹ Note. Hefeflocken eignen sich als vegane Alternative zu Käse in herzhaften Speisen. Saisonales Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide stehen im Mittelpunkt und zeigen ihre Vielseitigkeit. Zudem bieten vegetarische und vegane Produkte wie Grillwürstchen und pflanzliche Alternativen zu Speck neue Geschmacksvariationen, anstatt konventionelle Zutaten nur zu ersetzen. ›Plant Based Rustikal‹ – eine Option für alle, die traditionelle Hausmannskost schätzen, aber gerne auf tierische Produkte verzichten möchten. Der Genuss bleibt auch ohne Fleisch erhalten.

UNESCO-Kulturerbe : Brot
Vollkornbrot, Roggenbrot, Müslibrot, Schwarzbrot, Dinkelbrot, mit Kernen oder ohne … Das ›Deutsche Kulturgut‹ Brot scheint den Menschen wichtig zu sein. Das zeigen die über 3.000 verschiedenen Brotsorten und die Listung der deutschen Brotkultur in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO seit 2014. Dennoch scheint es nicht leicht, gutes und bekömmliches Brot zu finden, da die Zahl der handwerklichen Bäckereibetriebe in den letzten Jahrzehnten stark gesunken ist. Kein Problem, denn der Trend geht ohnehin zum Selbst- Backen. Hierfür braucht es nur wenige Grundzutaten, die in jedem gut sortierten Supermarkt zu finden sind: Mehl, Wasser, Salz und, wenn gewünscht, Hefe oder Sauerteig.
Das richtige Knetwerkzeug macht die Arbeit dann ganz von allein. Getoppt wird das Brot schließlich mit Saaten, Körnern, Nüssen, Trockenfrüchten oder Gewürzen. Ab in den Ofen und schon kann der Abendbrottisch gedeckt werden. Ein leckerer Brotaufstrich ist auch schnell zubereitet. Quark, Schnittlauch und griechischer Joghurt bilden die Basis, welche durch Tomaten und Gurken ergänzt werden kann. Auch hier gilt: vegane Alternativen schmecken genauso gut. Auch Brotbackmischungen sind am Markt zu finden, sogar ein junges Bremer Start-up ist dabei. Brotrausch bietet einen Konfigurator auf seiner Website, um sich eine individuelle Brotbackmischung selbst zu erstellen.

Oh – du fruchtiger, heimischer Schatz…
Exotische Beeren wie Açai, Goji oder Acerola dominieren zunehmend die Supermarktregale – heimische Sorten wie Erdbeeren, Himbeeren oder Johannisbeeren scheinen in Vergessenheit geraten zu sein. Warum wird bevorzugt zu der fruchtigen Importware gegriffen? Das Zauberwort heißt Marketing: Tropische Beeren werden als ›Superfood‹ vermarktet und mit hohen Nährstoffgehalten, Antioxidantien und angeblichen Gesundheitsvorteilen beworben. Unsere heimischen Beeren hingegen gelten für viele als unspektakulär, obwohl sie ähnliche, oft sogar höhere Nährstoffwerte bieten. Eine weitere Rolle spielt die vermeintliche Exotik. Die Açai-Beere stammt aus Brasilien und wächst vor allem am unteren Ende des Amazonas. Dies kann die Neugier wecken und für manche interessanter klingen als ein regionales Johannisbeerfeld. Hierbei bleibt die ökologische Bilanz leider unberücksichtigt: Tropische Beeren legen oft Tausende Kilometer zurück, werden teilweise unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen angebaut und in Monokulturen kultiviert, die lokale Ökosysteme schädigen können.
Heimische Beeren könnten durch Aufklärung und bewussteren Konsum mehr Aufmerksamkeit erhalten. Es macht Spaß, sich in einem Erdbeerfeld die Hände schmutzig zu machen und die gepflückte, frische Ausbeute direkt zu vernaschen. Es braucht einen Wertewandel – weg vom Hype um Exotik, hin zur Wertschätzung unserer lokalen Schätze.