›Vilnius – Rezepte, Geschichten und Menschen aus Litauen‹ von Denise Snieguolè Wachter
Kartoffeln, Zwiebeln, Gurken, Rote Beete – all das findet sich in vielen Gerichten der litauischen Küche, aber natürlich gibt es noch viel mehr. Und vor allem gibt es junge Köch:innen in Vilnius, die ihre internationale Erfahrung mitgebracht und sich dann beherzt mit der Heimatküche der Autorin auseinandergesetzt haben. Wachter stellt sie und ihre Restaurants in ihrem Koch- und Lesebuch vor und die Art und Weise, wie sie das macht, erzeugt einen gewissen Sog, der dazu führt, dass man schon mal nachsieht, von wo man eigentlich nach Vilnius fliegen könnte.
Die Gliederung des Buches ist es etwas ungewöhnlich. Es beginnt mit ›Kleinigkeiten‹, dann kommt ›Für jeden Tag‹, gefolgt von ›Für den Vorrat‹ und ›Alle an einem Tisch‹. Es gibt noch weitere Kapitel, aber alles wird hier nicht verraten, nur, dass die Kartoffeln tatsächlich einen eigenen Abschnitt bekommen haben.
Insgesamt ist es eine bodenständige Küche und dementsprechend unkompliziert sind die Rezepte. Die Fotos sind großartig, genau wie die grafische Gestaltung. Es wurde darauf verzichtet vegetarische und/oder vegane Rezepte zu kennzeichnen, das ist im Jahr 2024 etwas verwunderlich, jedoch hier nur eine Randnotiz.
Fazit: Die litauische Küche hat es definitiv verdient, entdeckt zu werden und die vorwiegende Verwendung von lokalen Zutaten zeugt nicht von Hinterwäldlertum, sondern ist ganz aktuell und klimaschonend.
at-Verlag Aarau 2024, 240 Seiten
Gudrun Goldmann
›Zu Tisch bei Diktatoren: Die Lieblingsspeisen der Tyrannen‹ von Victoria Clark und Melissa Scott
Was genau man mit einem Kochbuch für Diktatoren anfangen soll, ist nicht ganz klar. Als edgy Weihnachtsgeschenk taugt der Band schon einmal sehr gut. Als Grusel-Panoptikum auch – die Texte über den Geschmack von massenmörderischen Staatsoberhäuptern lassen sie in vielen Fällen nicht irgendwie nahbarer erscheinen, sondern verstärken eher den Eindruck der Monstrosität.
›Zu Tisch bei Diktatoren‹ kombiniert biografische Abrisse (mit Schwerpunkt auf den Essgewohnheiten) mit dem jeweiligen Lieblingsrezept des Diktators. Das ist selten schön zu lesen. Mussolini beispielsweise aß gern rohen Knoblauch mit Öl und Zitrone, und das schüsselweise, Hitler mit Pistazien gefüllte Tauben.
Im Kommunismus herrschte vergleichsweise einfache Küche, auch an der Spitze des Staates. Tito hatte gerne warmes Schweinefett in Scheiben, Stalins Lieblingsessen war das Saufen. Nicolae Ceau˛sescu soll es geliebt haben, wenn seine Köche ein komplettes Huhn zerkochten, inklusive Schnabel und Füße.
Schon nach den ersten Seiten beschleicht einen das Gefühl, man könnte das Buch auch als Diätratgeber verwenden. Man stellt sich den ›Führer‹ vor, wie er gestopfte Tauben in sich hineinwuchtet und muss den Rest des Tages nichts mehr essen.
Für Leser:innen, die das alles trotzdem nachkochen wollen, nennen Victoria Clark und Melissa Scott Alternativen zu den in unseren Märkten nur schwer zu beschaffenden Zutaten. Fazit: Im Zweifelsfall dann aber doch lieber Lieferando.
Heyne-Verlag 2021, 176 Seiten
Benjamin Moldenhauer
›Kochbuch für Faule‹ von Cornelia Trischberger und Martin Kintrup
Es ist schwierig zu beurteilen, ob ein Kochbuch für ›Faule‹, wirklich dazu führt, dass diese Zielgruppe nun etwas öfter den Kochlöffel schwingt, statt den Lieferdienst anzurufen oder die TK-Pizza in den Ofen zu schieben. An dieser Stelle sei kurz eingeschoben, dass es inzwischen Studi-Apartments gibt, die gar keinen Herd mehr haben, sondern nur noch eine Mikrowelle.
Die Autor:innen haben sich jedenfalls bemüht, die Rezepte so auszusuchen, dass man alle Zutaten im Supermarkt nebenan bekommt, um dann zuhause direkt in die Zubereitung einzusteigen. Nach eigenen Aussagen verwenden sie möglichst Produkte, die man nur noch auspacken, kaum putzen und nur kurz garen muss. Deshalb kommt auch TK-Gemüse zum Einsatz, das sich einfach portionieren lässt und nicht geschält werden muss.
In der Regel steht auf einer Doppelseite ein Rezept, Foto rechts, Text links. Man hat das Gefühl, die grafische Gestaltung soll möglichst nicht verwirren, deshalb wird diese Aufteilung konsequent durchgehalten. Die angegebene Zubereitungszeit scheint mir manchmal etwas knapp zu sein, aber vielleicht gehört das zum Konzept, um Menschen an den Herd zu bekommen.
Fazit: Raffinesse darf man hier nicht erwarten, aber es ist ein solides Kochbuch mit einfachen Rezepten und optimierten Zutaten.
Gräfe und Unzer München 2024, 285 Seiten
Gudrun Goldmann
›Das Gemüsekisten-Kochbuch‹ von Stefanie Hiekmann
Stefanie Hiekmann hat dieses Kochbuch gemeinsam mit einem Gemüsegärtner-Betrieb aus Kalkriese entwickelt und dort auch bei ihren Besuchen die schönen Fotos für diesen Band gemacht. Wer eine Gemüsekiste bezieht, weiß, dass gerade im Winter Fantasie gefragt ist, um etwas Leckeres aus dem, was da vor die Tür gestellt wird, zu zaubern.
Das Kochbuch ist sinnvollerweise nach Monaten aufgeteilt und neben den Rezepten gibt es immer auch eine Doppelseite mit Infos zur Zubereitung, Lagerung oder kleine Rezept-Tipps. Ein Blick in den November zeigt, dass dort mit Rosenkohl, Steckrüben, und Schwarzwurzeln eher die Ladenhüter der Gemüsefraktion verhandelt werden. Chinakohl und Butternutkürbis haben es etwas einfacher, denn sie schmecken gefälliger. Aber das vorgeschlagene Rezept ›Ofen-Rosenkohl mit Cranberrys und Feta‹ klingt so gar nicht nach dem, was sonst so mit Rosenkohl angestellt wird, dass man geneigt ist dem bitteren Gemüse eine zweite Chance zu geben.
Sehr praxisnah sind die Tausch-Tipps, die unter jedem Rezept stehen: Wer eine Zutat nicht im Haus hat oder etwas nicht verträgt, bekommt hier Vorschläge, was wie ersetzt werden kann. Fazit: Ein schön gestaltetes Kochbuch, das sehr alltagstauglich daherkommt und auch den Steckrüben dieser Welt eine Chance gibt.
DK-Verlag München 2024, 222 Seiten
Gudrun Goldmann