Ordentlich Radau auf der Bühne

VICTORIA STEINMETZ

Die Band Radau! macht Rock- und Popmusik für Kinder. Sie besteht aus den vier Mitgliedern Arne Gedigk, Achim Erz, Oliver Bergmann und Mats Sharma und begeht dieses Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum, das mit einem Konzert am 26. November in Hamburg gefeiert werden soll.

Warum macht ihr Musik für Kinder? Was reizt euch daran mehr, als Musik für Erwachsene zu machen?
Arne:
Wir hatten selber mal kleine Kinder, haben alle in einem Häuserblock gewohnt und uns immer im Hof getroffen. Olli und ich haben vorher schon zusammen Musik gemacht und hatten dann die Idee, eine Veranstaltung dort zu machen und für die Kinder zu spielen. Da wir vorher eine Rockband waren, haben wir unsere Lieder mit Schlagzeug, E-Gitarre und Bass gespielt. Das ist super angekommen und war letztlich der Startschuss für die Band.

Olli: Durch unsere eigenen Kinder haben wir viel Kindermusik kennengelernt, die wenig echte Instrumente verwendet. Davon wollten wir uns absetzen und auch die Eltern der Kinder mit unserer Musik ansprechen.

Mats: Was ich toll finde, ist, Themen anzusprechen, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene relevant sind. Ich finde, wir sind eher eine Familienband, da es eben Musik für alle ist. Erwachsene können gut differenzieren und merken, dass auch ein Kinderlied für sie relevant sein kann.

Worin bestehen musikalisch Unterschiede zwischen Kindermusik und Musik für Erwachsene?
Arne:
Es gibt musikalisch gar keinen großen Unterschied. Wir achten darauf, in unsere Musik Strukturen einzubauen, die für Kinder noch durchschaubar sind. Man darf die Musik nicht zu kompliziert machen. Außerdem sollten Lieder zum Mitsingen in Tonarten geschrieben sein, die Kinder mitsingen können. Manche Dinge funktionieren bei Kindern auch einfach nicht. Wenn ein Song für sie langweilig ist, gehen sie weg. Deswegen ist es wichtig, Musik zu machen, die Kinder anspricht, da sie ein sehr ehrliches Publikum sind.

Was ist alterstechnisch eure Zielgruppe?
Arne:
Wir haben zwei Zielgruppen: Kinder, die zwischen vier und zehn Jahren alt sind, und Eltern von Kindern, die vier bis zehn Jahre alt sind. Eltern kennen die Lebenswelt ihrer Kinder aus einer anderen Perspektive und diese spielt in den Texten auch immer eine große Rolle.

Wie kommt ihr auf eure Texte und inwiefern spielt die Altersgruppe dabei eine Rolle?
Olli:
Als wir angefangen haben, waren unsere Kinder sehr jung. Mit der Zeit sind sie natürlich älter geworden, wodurch sich der Alltag verändert hat, und so kommt man auch auf andere Textideen.

Arne: Die Erfahrungen, die man im Alltag mit Kindern macht, sind dann die Themen, die zu Songs werden. Das können lustige oder ernste Themen sein. Wir wollen nicht nur eine Spaß-Band sein, sondern auch Konflikte, beispielsweise zwischen Kindern und Eltern, behandeln. Wir wollen Songs schreiben, die für Kinder relevant sind und sie inhaltlich abholen. Musik, die für Kinder geschrieben ist, hat auch eine gewisse Verantwortung. Man kann nicht einfach irgendwas singen, sondern muss immer auf Themen und Sprache achten.

Wie reagieren Kinder auf eure Musik und wie unterscheidet sich das von der Reaktion auf klassische Kindermusik wie der von Rolf Zuckowski?

Olli: Manche Kinder sind erstmal erschlagen von der Wucht unserer Musik. Sie ist dynamischer und kräftiger als klassische Kindermusik.

Mats: Was wir bei Konzerten gespiegelt bekommen, ist, dass wir relativ laut sind. Ich glaube, es zeichnet Radau! aus, dass wir mit richtigen Instrumenten spielen und das auch nicht vom Band, sondern live. Das unterscheidet uns von anderen Bands. Diese Authentizität macht unsere Konzerte reizvoller für Kinder. Wir wollen die Musik richtig spürbar machen.

Arne: Dieses Handgemachte ist für ein echtes Rockkonzert wichtig und die Reaktion der Kinder ist auch wie bei einem solchen. Es wird gekreischt, gesprungen, geklatscht und getanzt. Wir versuchen immer den Funken von Bühne zu Publikum herzustellen.

Kinder können euch zwar bei euren Konzerten Feedback geben, doch sie können euch nicht online ihre Meinung zu eurer Musik sagen. Wie bekommt ihr eine Rückmeldung auf eure Musik?
Arne:
Wir bekommen Post mit selbstgemalten Bildern unserer Band. Aber das meiste findet bei und vor allem nach den Konzerten statt, wenn alle eine Autogrammkarte haben wollen. Auf Social Media und Co. kommunizieren wir in erster Linie mit den Eltern.

Ihr feiert dieses Jahr das 25-jährige Jubiläum eurer Band. Wie haben sich eure Texte und Musik in dieser Zeit verändert?
Arne:
Wir haben uns auf jeden Fall entwickelt. Die Themen sind komplexer geworden. Auch durch Gespräche, Feedback und die Arbeit an den Songs berücksichtigt man mehr Faktoren beim Musikmachen. Außerdem verändern sich das musikalische Umfeld, die Produktionsmöglichkeiten und die Tonträger. Es gibt auch viele gesellschaftliche Veränderungen und das alles spielt eine Rolle für die Entwicklung unserer Musik.